Sandhausen. Sandhausen ist bei den Städtern begehrt. Erst neulich habe sich ein Pärchen aus Bremen bewusst dazu entschieden, in die Osterholz-Scharmbecker Ortschaft zu ziehen, sagt Jörg Kockert. Für den neuen Ortsvorsteher ist der neuerliche Zuzug ein Beweis für die Qualitäten Sandhausens. Und wenn es nach ihm geht, sollten die Vorzüge des Landlebens insgesamt noch viel bekannter bei den Stadtbewohnern werden. Der SPD-Politiker hat einiges vor, um das Bewusstsein für Land und Leute zu schärfen. „Es wird viel passieren in den nächsten Jahren“, kündigt er an.
Viel zu oft drehe sich alles um die Kernstadt, betont der 34-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. Dabei habe Osterholz-Scharmbeck doch weit mehr zu bieten als Allwetterbad, Gut Sandbeck und Rönnsche Mühle. Immerhin gebe es neun Ortsteile. Und eine Mühle gibt es schließlich auch in Sandhausen, stellt er klar, um sofort auf das Wappen der Ortschaft mit Windmühle und Mühlenbach sowie Schranke und Schaufel zu deuten. Bei Jörg Kockert ziert es bereits die Hauswand sowie Briefumschläge und die Tablet-Hülle. Die Botschaft ist klar: Die Sandhausener sollen zeigen, was sie haben.
Ihm gehe es vor allem um das „soziale Miteinander“ im Ort, wie er betont. Denn das habe in der Pandemie besonders gelitten, ist Kockert überzeugt. Um dem Teamgeist neuen Schwung zu geben, will er Aktionen wie den Dorfputz und Feste in Sandhausen fördern. „Auch das Erntefest wird 2022 wieder stattfinden.“ Zudem sollen ein Kinder-Event im Spätherbst und kleine Aktionen, wie das kürzlich erfolgte Aufstellen eines Hinweisschilds am Rastplatz „Tunneleck“ (wir berichteten), die Menschen wieder zusammenbringen. Auch sei eine Gemeinschaftsaktion mit Nachbarn in Pennigbüttel geplant. „Was genau, verrate ich später“, verspricht er. „Wir brauchen einfach Treffpunkte.“
Denn mit dem Ausfall von Aarps Gasthaus fehle es an einer geeigneten Lokalität, um zum Beispiel Bürgerversammlungen auszurichten. „Davon sollte es möglichst zwei im Jahr geben“, sagt Kockert. Möglicherweise könne man diesbezüglich auf die Sporthalle ausweichen, schlägt er vor. Wo sonst könnten Dutzende zusammenkommen, um über das Leben im Ort zu sprechen?
Um die Mitbürger bis dahin auf dem Laufenden zu halten, habe er einen Newsletter ins Leben gerufen. Der komme noch auf die klassische Art, über die Briefkästen, und damit absolut analog zu den Bürgern, hebt der IT-Fachmann hervor. Für mehr Miteinander will er die Gemeinschaft auch besser vernetzen. „Nur gemeinsam sind wir stark“, macht er klar. „Ich will möglichst alle Menschen im Ort erreichen.“
Jörg Kockert (verheiratet, ein Kind) ist in Bremen geboren und in Sandhausen aufgewachsen. „Kita, Grundschule, alles.“ Nach einer Ausbildung bei der Telekom zum sogenannten Informations- und Telekommunikationselektroniker hat er im Bereich IT-Sicherheit und Datenschutz gearbeitet. Mittlerweile ist er Angestellter eines bundesweit tätigen Unternehmens und für die Kommunikationssicherheit verschiedener Kunden verantwortlich. „Ein spannender Job.“ Als Ortsvorsteher möchte Jörg Kockert Bindeglied zwischen den Sandhausenern und der Stadtverwaltung sein. Mit ihm gebe es einen direkten und kurzen Draht ins Rathaus, hebt er hervor. Soziales Engagement ist ihm wichtig. Deshalb engagiere er sich seit 2017 auch beim Round-Table-Serviceverein, sagt der 34-Jährige. Als Teil eines internationalen Netzwerks sei er unter anderem nach der Ahrtal-Flutkatastrophe daran beteiligt gewesen, Hilfsgüter zu sammeln. „Nach einem halben Tag war die Garage voll.“ Und auch für die Ukraine-Hilfe sei er derzeit aktiv.
Trotz seines eigenen Engagements will er den Ort und die Wünsche seiner Nachbarn nicht aus den Augen verlieren. Um Lösungen für Probleme zu finden, bedürfe es jedoch Augenmaßes, steht für ihn fest. Sicherlich trage er „Sandhausen first – Sandhausen zuerst“ im Herzen.
Auf der anderen Seite sei die Stadt Osterholz-Scharmbeck bekanntermaßen eine Bedarfskommune und dementsprechend finanzschwach, merkt er an. Also gebe es kaum finanziellen Spielraum, um alle Wünsche umzusetzen. Dennoch müssten drängende Themen benannt werden, um diese anzugehen. Dazu zähle die stellenweise problematische Oberflächenentwässerung im Ort, der teils mangelhafte Straßenzustand sowie die Verkehrssicherheit rund um die B 74 und auf Nebenstraßen, nennt er Beispiele.
Diesbezüglich sei er schon tätig geworden. Nachdem ihn Eltern angesprochen hätten, habe er Ende Februar für eine Woche eine Tempo-Messtafel mit Aufzeichnungsfunktion an der Sandhausener Straße, unweit der Kita, aufstellen lassen. Bei der Auswertung zeigte sich nun, dass die meisten Verkehrsteilnehmer sich dort an Tempo 30 hielten. Andere wiederum seien auch mal mit bis zu 60 Stundenkilometern unterwegs. „Das geht einfach nicht.“ Nun soll es zur Sicherheit der Jüngsten weitere Verkehrsüberwachungen in der Ortschaft geben, kündigt Kockert an. „Wir müssen unter anderem die Eltern-Taxis im Blick behalten.“
ZUR SACHE
Ortsvorsteher seit November 2021
Jörg Kockert ist seit dem Ratsentscheid am 2. November 2021 Ortsvorsteher in Sandhausen. Er löste damit seien Vorgänger Jens Tietjen (parteilos) im Amt ab. Von den 808 Wahlberechtigten in Sandhausen gingen 335 Bürger (Wahlbeteiligung: 41 Prozent) am 12. September 2021 an die Urne. Die SPD als Partei kam auf 47,53 Prozent der Stimmen im Ort. Kockert konnte in Sandhausen 162 Kandidaten-Stimmen (46,29 Prozent) auf sich vereinen. Die SPD schlug ihn daraufhin als Ortsvorsteher vor. Die Ratsmitglieder stimmten zu. Jörg Kockert gehört seit 26. Juni 2015 der SPD-Stadtratsfraktion an.
Quelle: https://ezeitung.weser-kurier.de/titles/weserkurier/6596/publications/166281/articles/1571094/3/1